Gewerbesteuer - Wenn Du ein eigenes Unternehmen gründest, wirst Du früher oder später mit der Gewerbesteuer konfrontiert. Sie gehört zu den wichtigsten Abgaben für Betriebe in Deutschland und betrifft fast alle Unternehmer – vom kleinen Einzelunternehmen bis zur großen GmbH.
Doch wie genau funktioniert die Gewerbesteuer? Wie wird sie berechnet, wer muss sie zahlen und wie kannst Du vielleicht sogar etwas sparen?
In diesem Artikel erfährst Du Schritt für Schritt, was Du über die Gewerbesteuer wissen musst und worauf es besonders für Gründer und Selbstständige ankommt.
Was ist die Gewerbesteuer eigentlich?
Die Gewerbesteuer ist eine Abgabe, die von Gemeinden auf den Gewinn eines Unternehmens erhoben wird. Sie zählt zu den sogenannten Realsteuern – das bedeutet, sie bezieht sich auf das Objekt „Betrieb“ selbst und nicht auf Deine persönliche Einkommenssituation.
Mit den Einnahmen aus der Gewerbesteuer finanzieren Städte und Gemeinden öffentliche Aufgaben wie Straßen, Schulen oder Infrastruktur.
Die rechtliche Grundlage bildet das Gewerbesteuergesetz (GewStG). Es legt fest, wer steuerpflichtig ist, welche Freibeträge gelten und wie die Steuer berechnet wird. Jede Gemeinde kann dabei ihren eigenen Hebesatz bestimmen – und genau das sorgt für teilweise deutliche Unterschiede zwischen den Regionen.
Wer muss Gewerbesteuer zahlen?
Grundsätzlich gilt: Jeder, der ein Gewerbe betreibt, muss auch Gewerbesteuer zahlen. Wenn Du also ein Gewerbe angemeldet hast, bist Du automatisch gewerbesteuerpflichtig.
Nicht betroffen sind hingegen Freiberufler wie Anwälte, Ärzte, Journalisten oder Künstler. Auch Betriebe aus der Land- und Forstwirtschaft sind von der Gewerbesteuer befreit.
Wenn Du unsicher bist, ob Deine Tätigkeit als freier Beruf oder als Gewerbe gilt, kannst Du das beim zuständigen Finanzamt erfragen. Aber als Faustregel gilt: Sobald Du einen Gewerbeschein brauchst, zählt Dein Unternehmen als gewerblich.
Der Freibetrag bei der Gewerbesteuer
Um kleinere Unternehmen zu entlasten, gibt es bei der Gewerbesteuer einen Freibetrag von 24.500 Euro. Das bedeutet: Wenn Dein jährlicher Gewinn unter diesem Betrag liegt, musst Du keine Gewerbesteuer zahlen.
Der Freibetrag gilt allerdings nur für Einzelunternehmen und Personengesellschaften (z. B. GbR oder OHG). Kapitalgesellschaften wie eine GmbH oder AG können ihn nicht in Anspruch nehmen.
Liegt Dein Gewerbeertrag über 24.500 Euro, wird nur der Betrag versteuert, der darüber hinausgeht. Damit bleibt die Steuerlast für kleine Betriebe überschaubar und Du hast einen klaren Vorteil gegenüber Kapitalgesellschaften.
Wie hoch ist die Gewerbesteuer?
Die Höhe der Gewerbesteuer hängt von zwei Faktoren ab:
1. der Steuermesszahl (bundesweit einheitlich 3,5 %)
2. dem Hebesatz Deiner Gemeinde
Der Hebesatz wird von jeder Kommune individuell festgelegt und liegt in der Regel zwischen 200 % und 900 %. Großstädte verlangen meist höhere Sätze als kleinere Gemeinden. So beträgt der Hebesatz in Berlin etwa 410 %, während manche Gemeinden auf dem Land nur 300 % verlangen.
Die Berechnungsformel lautet:
Gewerbesteuer = Gewerbeertrag × 3,5 % × Hebesatz / 100
Ein Beispiel:
Wenn Dein Gewerbeertrag 100.000 Euro beträgt und Du in einer Gemeinde mit einem Hebesatz von 400 % sitzt, ergibt sich:
100.000 × 3,5 % = 3.500 Euro
3.500 × 400 % = 14.000 Euro Gewerbesteuer
So berechnest Du Deine Gewerbesteuer richtig
Die Berechnung ist etwas komplexer, da zum Gewinn Deines Unternehmens noch sogenannte Hinzurechnungen und Kürzungen kommen. Diese sind in den §§ 8 und 9 GewStG festgelegt.
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
. Ermittle Deinen Jahresgewinn laut Steuerbilanz.
. Addiere Hinzurechnungen (z. B. Zinsen oder Mieten über bestimmten Schwellenwerten).
. Subtrahiere Kürzungen (z. B. Anteile am Gewinn anderer Unternehmen).
. Ziehe – falls Du ein Einzelunternehmen oder eine Personengesellschaft hast – den Freibetrag von 24.500 Euro ab.
. Multipliziere das Ergebnis mit 3,5 % (Steuermesszahl).
. Multipliziere das Resultat anschließend mit dem Hebesatz Deiner Gemeinde.
Das Ergebnis ist der Betrag, den Du als Gewerbesteuer zahlen musst.
Gewerbesteuer bei Kapitalgesellschaften
Bei Kapitalgesellschaften wie einer GmbH fällt kein Freibetrag an – die Steuer wird also auf den gesamten Gewinn berechnet. Dadurch zahlen Kapitalgesellschaften oft mehr als Einzelunternehmen.
Ein Beispiel:
Wenn Deine GmbH 120.000 Euro Gewinn erzielt und der Hebesatz 410 % beträgt, zahlst Du rund 17.220 Euro Gewerbesteuer.
Trotzdem kann sich die Gründung einer GmbH lohnen, etwa wegen Haftungsbeschränkung oder professioneller Außenwirkung – das musst Du individuell abwägen.
Gewerbesteuer und Einkommensteuer
Ein häufiger Irrtum: Viele glauben, dass die Gewerbesteuer vollständig als Betriebsausgabe absetzbar ist. Das stimmt nicht – sie gilt steuerrechtlich als Privatentnahme.
Aber es gibt eine Anrechnung auf die Einkommensteuer: Du kannst Deine Gewerbesteuer mit bis zu 380 % des Steuermessbetrags verrechnen. Das bedeutet, dass Du einen Teil der gezahlten Gewerbesteuer über Deine Einkommensteuer wieder zurückbekommst.
Wann musst Du Gewerbesteuer zahlen?
Das Finanzamt teilt Dir den Gewerbesteuerbetrag mit und legt fest, wann die Zahlungen fällig sind. In der Regel musst Du vierteljährliche Vorauszahlungen leisten – am 15. Februar, 15. Mai, 15. August und 15. November.
Nach Ablauf des Geschäftsjahres wird die endgültige Gewerbesteuer anhand Deiner tatsächlichen Gewinne festgesetzt.
Die Gewerbesteuererklärung
Wenn Du gewerbesteuerpflichtig bist, musst Du jedes Jahr eine Gewerbesteuererklärung beim Finanzamt einreichen. Diese enthält Angaben zu:
. Gewinn oder Verlust aus Deiner gewerblichen Tätigkeit
. Hinzurechnungen und Kürzungen
. Höhe des Gewerbeertrags
. eventuelle Verlustvorträge
Auf Basis dieser Daten berechnet das Finanzamt den zu zahlenden Betrag und übermittelt ihn Deiner Gemeinde.
Warum der Standort für die Gewerbesteuer wichtig ist
Weil der Hebesatz von Gemeinde zu Gemeinde stark variiert, kann die Wahl des Unternehmenssitzes entscheidend für Deine Steuerlast sein.
Wenn Du die Möglichkeit hast, Deinen Firmensitz in eine Gemeinde mit niedrigerem Hebesatz zu verlegen, kannst Du unter Umständen mehrere tausend Euro pro Jahr sparen. Besonders für Startups ist das ein wichtiger Faktor.
Zwei zusätzliche Tipps für Gründer
Tipp 1: Gastbeiträge und Kooperationen nutzen
Wenn Du als Gründer mehr Sichtbarkeit für Dein Unternehmen willst, kannst Du Gastbeiträge auf thematisch passenden Portalen oder Magazinen veröffentlichen – etwa zu Themen rund um Steuern, Finanzen oder Unternehmensgründung. Das stärkt Deine Reichweite, verbessert Dein SEO und kann auch bei der Kundengewinnung helfen.
Tipp 2: Frühzeitig professionelle Steuerberatung einbinden
Die Gewerbesteuer kann kompliziert sein, besonders bei mehreren Standorten oder Mischformen aus Gewerbe und Freiberuf. Ein erfahrener Steuerberater hilft Dir nicht nur bei der korrekten Berechnung, sondern auch dabei, mögliche Vorteile oder Abschreibungen optimal zu nutzen. So sparst Du langfristig bares Geld und vermeidest Ärger mit dem Finanzamt.
Fazit
Die Gewerbesteuer ist eine zentrale Abgabe für alle gewerblichen Unternehmen in Deutschland. Auch wenn sie zunächst kompliziert wirkt, kannst Du mit etwas Grundwissen und der richtigen Planung Deine Steuerlast gut im Blick behalten.
Prüfe regelmäßig Deinen Standort, nutze Freibeträge und hole Dir bei Bedarf Unterstützung – dann bleibt Dir mehr Zeit, Dich auf das Wesentliche zu konzentrieren: den Erfolg Deines Unternehmens.