Während die österreichische Startup-Szene schwächelt, erlebt sie in Deutschland hingegen ein eindrucksvolles Comeback, das so nicht vorhersehbar war. Die neuen Gründer ziehen wieder mehr Investoren an, weshalb die Finanzierungsrunden größer werden und die Zahl milliardenschwerer Startups, also der „Einhörner“, ansteigt.
Auch wenn es noch immer genügend globale Unsicherheiten gibt, angefangen von geopolitischen Spannungen bis hin zu Zinssorgen, gelingt es deutschen Gründen, neue Impulse zu setzen, sodass die Szene international sichtbar wird.
Das frische Kapital belebt die Gründerszene
Im zweiten Quartal des Jahres 2025 konnte die
deutsche Startup-Landschaft einen deutlichen Aufschwung beim Wagniskapital verzeichnen. Rund 2,4 Milliarden Euro sind in junge Unternehmen geflossen, das entspricht einem Anstieg von ungefähr 45 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Damit wurden im ersten Halbjahr des Jahres 2025 bereits 4 Milliarden Euro investiert.
Eine Summe, die die positive Entwicklung ganz klar unterstreicht. Die KfW-Förderbank meldete damit das dritte Quartal in Folge mit steigenden Investitionssummen. Ein durchaus bemerkenswerter Erfolg vor dem Hintergrund globaler Handelskonflikte und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Dirk Schumacher, der Chefvolkswirt der KfW, bewertet diese Entwicklung als besonders erfreulich: „Es zeigt, dass deutsche Startups in der Lage sind, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen Investoren zu überzeugen und Wachstum zu generieren.“
Besonders gefragt sind die Unternehmen aus den Bereichen Technologie, Mobilität und FinTech. Denn sie profitieren nicht nur von der Innovationskraft der Gründer, sondern auch von der Bereitschaft, dass internationale Geldgeber wieder ihr Kapital nach Deutschland bringen.
Mehr Einhörner als je zuvor
Ein weiterer Indikator für die Dynamik der deutschen Szene ist die wachsende Zahl an Startups mit einer Bewertung, die über die 1 Milliarde US Dollar-Grenze überschreitet. Im zweiten Quartal 2025 stießen zwei neue Einhörner hinzu, sodass in Deutschland aktuell insgesamt 32 derartige Unternehmen ihren Sitz haben.
Zu den prominentesten Startups zählen der Fernbusanbieter Flix, der Neobroker Trade Republic, das Rüstungsunternehmen Helsing und die von Österreichern gegründete Smartphone-Bank N26 mit Sitz in der Bundeshauptstadt Berlin.
Diese Firmen zeigen nicht nur Innovationskraft, sondern sorgen auch für internationale Strahlkraft, sodass Deutschland weiterhin als einer der führenden Standorte für Technologie-Startups überzeugen kann.
Ein besonders bemerkenswerter Trend ist zudem die Rückkehr der US Investoren. Nachdem sie sich in der Hochzinsphase zurückgezogen haben, kehren die Venture Capital-Geber jetzt aber wieder zurück. Große Finanzierungsrunden sorgen für frischen Schwung in der deutschen Startup-Szene. Steffen Viete, Experte für Wagniskapital bei der KfW, hat das folgendermaßen kommentiert: „Die Rückkehr internationaler Geldgeber ist ein klares Signal für die Qualität deutscher Startups.
Gleichzeitig dürfen wir uns nicht einseitig auf ausländisches Kapital verlassen. Die Stärkung der heimischen Wagniskapitallandschaft bleibt eine zentrale wirtschaftspolitische Aufgabe.“
Einige deutsche Startups nutzen diese Chancen, um internationale Märkte zu erschließen und ihre Produkte global anzubieten. Daher sind auch in Berlin, München und Hamburg Zentren für Innovation und digitale Transformation entstanden, die auch ausländische Investoren begeistern.
Österreich verliert an Dynamik
Im Vergleich dazu zeigt die österreichische Startup-Szene eine deutlich schwächere Entwicklung. Laut der aktuellen EY-Studie ist das Investitionsvolumen im ersten Halbjahr 2025 um 64 Prozent auf gerade einmal 110 Millionen Euro gesunken. Die Zahl der Finanzierungsrunden ist leicht zurückgegangen: von 74 auf 70. Experten gehen davon aus, dass das aufgrund fehlender überzeugender Wachstumsnarrative zurückgeht.
Des Weiteren hat die staatliche ÖBAG auf die Einrichtung eines Fonds für Frühphasenfinanzierungen verzichtet, was die Sorgen in der Gründerszene weiter verstärkt hat. Im Gegensatz zu Deutschland
fehlt es in Österreich ganz klar an Impulsen, die internationale Investoren anziehen und die Dynamik nachhaltig fördern könnten.
Ausblick: Deutschlands Startups bleiben weiterhin im Aufwind
Trotz der globalen Unsicherheiten und der geopolitischen Spannungen zeigt sich Deutschlands Startup-Szene durchaus widerstandsfähig. Es gibt frisches Kapital, steigende Einhorn-Zahlen und die Rückkehr der internationalen Investoren, was in Kombination dazu führt, dass das Land seine Position als führender Standort für innovative Wachstumsunternehmen weiter festigen kann.
Gründer profitieren zudem von einem wachsenden Netzwerk aus Investoren, Mentoren und Innovationszentren, die den Startups den Weg in nationale und internationale Märkte erleichtern.
Steuerliche Anreize, Förderprogramme und der Zugang zu Netzwerken sind entscheidend dafür, dass deutsche Startups nicht nur überleben, sondern nachhaltig wachsen. Daher ist es auch wichtig, dass sich die Politik dazu entschieden hat, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich auch mehr Menschen trauen, Gründer zu werden.
Dass die Politik hier so offenherzig an die Sache rangeht, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn geht es um Kryptowährungen, um Digitalisierung oder auch um das Glücksspiel, so treten die deutschen Politiker vorwiegend auf das Bremspedal. Daher suchen vor allem viele Glücksspieler nach Anbietern im Ausland, weil hier
keine Grenzen gesetzt werden, wie das in Deutschland der Fall ist.
Denn der deutsche Glücksspielstaatsvertrag mag zwar das Thema Sicherheit auf Platz 1 gesetzt haben, dadurch wurde aber der Spielspaß fast vollkommen zerstört. In Sachen Krypto sollten sich die deutschen Politiker an den USA ein Beispiel nehmen, geht es um das Thema Digitalisierung, wäre Estland ein gutes Vorbild.
Trotz zahlreicher Kritik, die sich die deutschen Politiker gefallen lassen muss: Insgesamt zeichnet sich zumindest mit Blick auf die Startups ein positives Bild: Während Österreich aktuell große Schwierigkeiten hat, Startups attraktiv zu finanzieren und internationale Investoren anzuziehen, erlebt Deutschland hingegen ein starkes Comeback.
Mit steigenden Investitionen, einer wachsenden Einhörnerzahl und zunehmender globaler Wahrnehmung ist die deutsche Startup-Szene wieder auf Erfolgskurs und zeigt, dass das Land auch in einem herausfordernden Umfeld als Innovationsmotor Europas bestehen kann.
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