Einkommensteuer - Wenn Du Dich selbstständig machst oder ein eigenes Unternehmen gründest, kommst Du an einem Thema garantiert nicht vorbei: der Einkommensteuer. Während Angestellte ihren Steuerabzug automatisch über die Lohnabrechnung regeln, musst Du Dich als Gründer aktiv darum kümmern.
Die Einkommensteuer kann anfangs kompliziert wirken, doch mit dem richtigen Wissen verstehst Du schnell, wie sie funktioniert, wann Du zahlen musst und wie Du clever planst, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
Dieser Leitfaden erklärt Dir Schritt für Schritt, was Du zur Einkommensteuer wissen solltest, wie sie berechnet wird, welche Freibeträge gelten und wie Du als Unternehmer Deine Steuererklärung richtig vorbereitest.
Was bedeutet Einkommensteuer überhaupt?
Die Einkommensteuer ist eine Steuer, die auf das Einkommen natürlicher Personen erhoben wird – also auf Deinen persönlichen Gewinn oder Dein Gehalt. Im Gegensatz zur Körperschaftsteuer, die Kapitalgesellschaften wie GmbHs oder Aktiengesellschaften zahlen, betrifft die Einkommensteuer Einzelunternehmer, Freiberufler oder Gesellschafter einer Personengesellschaft.
Wenn Du also z. B. ein Einzelunternehmen führst oder Teil einer GbR bist, musst Du Deinen Gewinn in Deiner privaten Einkommensteuererklärung angeben und versteuern. Die eigentliche Bemessungsgrundlage ist Dein zu versteuerndes Einkommen.
Dieses ergibt sich aus Deinen gesamten Einkünften minus abzugsfähigen Kosten, Freibeträgen und Sonderausgaben.
Regelungen zur Einkommensteuer findest Du im Einkommensteuergesetz (§ 32a EStG). Dort ist auch der Einkommensteuertarif festgelegt, der jährlich angepasst wird.
Wie berechnet sich die Einkommensteuer?
Die Einkommensteuer wird nach einem progressiven Tarif berechnet. Das bedeutet: Je mehr Du verdienst, desto höher ist der prozentuale Steuersatz. Es gibt verschiedene Einkunftsarten, die zusammen Dein zu versteuerndes Einkommen bilden, darunter:
. Einkünfte aus selbstständiger Arbeit
. Einkünfte aus Gewerbebetrieb
. Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit (z. B. Löhne)
. Einkünfte aus Kapitalvermögen
. Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
. Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft
. Sonstige Einkünfte (z. B. Renten, Unterhaltszahlungen)
Wenn Du mehrere Einkunftsarten hast – etwa als Angestellter und nebenbei Selbstständiger – werden sie zusammengerechnet. Abgezogen werden dann Deine Betriebsausgaben, Werbungskosten, Sonderausgaben und Freibeträge. Übrig bleibt Dein zu versteuerndes Einkommen, auf das die Einkommensteuer angewendet wird.
Grundfreibetrag und Freibeträge – was Du steuerfrei behalten darfst
Damit Du nicht alles an den Staat abgeben musst, gibt es in der Einkommensteuer verschiedene Freibeträge. Der wichtigste ist der Grundfreibetrag. Dieser sorgt dafür, dass Dein Existenzminimum steuerfrei bleibt.
Im Jahr 2025 liegt der Grundfreibetrag für Alleinstehende bei 12.096 Euro, für Verheiratete bei 24.
192 Euro. Einkommen bis zu dieser Grenze wird also nicht versteuert. Erst darüber beginnt die Einkommensteuerpflicht.
Daneben gibt es weitere Freibeträge, zum Beispiel:
. Werbungskostenpauschale (1.000 Euro für Arbeitnehmer)
. Entfernungspauschale für Pendler (30 Cent pro Kilometer)
. Entlastungsbetrag für Alleinerziehende
. Übungsleiter- und Ehrenamtspauschalen
. Pflege- und Behindertenpauschbeträge
Gerade als Gründer lohnt es sich, alle Abzugsmöglichkeiten zu kennen. So kannst Du Dein zu versteuerndes Einkommen deutlich senken.
Wie läuft die Einkommensteuer bei Selbstständigen ab?
Wenn Du selbstständig bist, zahlst Du die Einkommensteuer nicht automatisch. Du musst sie selbst berechnen oder berechnen lassen – meist mithilfe eines Steuerberaters oder einer Steuersoftware.
Nach Deiner Gründung erhältst Du vom Finanzamt einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung, in dem Du Dein voraussichtliches Einkommen angibst. Auf Basis dieser Angaben legt das Finanzamt Deine Einkommensteuervorauszahlungen fest. Diese sind quartalsweise bis zum 10. März, 10. Juni, 10. September und 10. Dezember fällig.
Am Jahresende erstellst Du Deine Einkommensteuererklärung. Aus dieser ergibt sich dann, ob Du zu viel oder zu wenig gezahlt hast. Wenn Du mehr vorausgezahlt hast, bekommst Du eine Erstattung. Wenn Dein Einkommen höher war, musst Du nachzahlen.
EÜR oder GuV – so ermittelst Du Deinen Gewinn
Um Deine Einkommensteuer korrekt zu berechnen, musst Du Deinen Gewinn ermitteln. Dafür gibt es zwei Methoden:
Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR)
Diese vereinfachte Methode gilt für Freiberufler und kleine Gewerbetreibende. Du ziehst einfach Deine Betriebsausgaben von Deinen Betriebseinnahmen ab. Der Überschuss ist Dein Gewinn.
Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)
Größere Unternehmen mit Buchführungspflicht müssen eine GuV erstellen. Dabei werden alle Erträge und Aufwendungen systematisch gegenübergestellt.
Dein ermittelter Gewinn fließt dann in Deine Einkommensteuererklärung ein.
Was ist der Unterschied zwischen Lohnsteuer und Einkommensteuer?
Die Lohnsteuer ist im Grunde eine Vorauszahlung auf die Einkommensteuer. Sie betrifft Angestellte, bei denen der Arbeitgeber die Steuer direkt an das Finanzamt abführt. Sobald Du jedoch zusätzliche Einkünfte hast – etwa durch eine freiberufliche Tätigkeit –, bist Du einkommensteuerpflichtig.
Die Einkommensteuer umfasst also alle Einkunftsarten, während die Lohnsteuer nur eine Form ihrer Erhebung ist. Sie wird später in der Einkommensteuererklärung verrechnet.
So machst Du Deine Einkommensteuererklärung richtig
Als Selbstständiger bist Du verpflichtet, jährlich eine Einkommensteuererklärung abzugeben. Das funktioniert elektronisch über das Portal Mein ELSTER oder mit einer kommerziellen Steuersoftware.
Wichtige Unterlagen sind:
. Belege über Einnahmen und Ausgaben
. Kontoauszüge
. Nachweise über Versicherungen, Altersvorsorge oder Spenden
. ggf. Belege zu Kindern oder haushaltsnahen Dienstleistungen
Wenn Du unsicher bist, lohnt sich die Unterstützung durch einen Steuerberater. Er kann Deine Steuerlast optimieren und prüft, welche Freibeträge Du geltend machen kannst.
Welche Prinzipien gelten für die Einkommensteuer?
Mehrere Grundprinzipien bestimmen, wie die Einkommensteuer funktioniert:
Leistungsfähigkeitsprinzip
Nur wer tatsächlich wirtschaftlich leistungsfähig ist, wird entsprechend seiner Möglichkeiten besteuert.
Welteinkommensprinzip
Dein gesamtes Einkommen – auch aus dem Ausland – wird in Deutschland versteuert.
Nettoprinzip
Nur Nettoeinnahmen, also Einnahmen nach Abzug der Kosten, werden besteuert.
Periodizitätsprinzip
Die Einkommensteuer wird für jedes Kalenderjahr separat berechnet.
Diese Prinzipien sorgen dafür, dass die Steuer fair und nachvollziehbar bleibt.
Fazit: Einkommensteuer verstehen und gezielt planen
Die Einkommensteuer ist kein Thema, das Du als Gründer aufschieben solltest. Sie beeinflusst direkt Deine Liquidität, Deinen Gewinn und Deine finanzielle Planung. Wenn Du verstehst, wie sie funktioniert, kannst Du gezielt Rücklagen bilden und Fehler vermeiden.
Mach Dir bewusst: Einkommensteuer ist kein lästiger Pflichtbetrag, sondern Teil eines Systems, das Deine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit berücksichtigt. Mit der richtigen Vorbereitung und etwas Disziplin wirst Du schnell Routine darin entwickeln, Deine Einkommensteuer korrekt und vorausschauend zu planen.